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Wettbewerbe – lebendiges Instrument der Baukultur – werk, edition

Neubau Primarschulhaus Feld Azmoos

Verfahren: Offener, einstufiger und anonymer Projektwettbewerb gemäss SIA 142 (2009)
Ausloberin: Schulgemeinde Wartau
Organisation: Eggenberger & Partner AG, Architekten FH, Azmoos

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Die Wettbewerbsaufgabe umfasst primär das Schaffen von Schul- und Turnraum für einen zeitgemässen Schulunterricht für 200 Schülerinnen und Schüler. Im Neubau sollen Schülerinnen und Schüler des Kindergartens sowie der 1.- 6. Klasse der Dörfer Azmoos und Trübbach unterrichtet werden. Die bestehende Turnhalle Feld soll abgebrochen, die bestehende Schule saniert und in den Neubau integriert oder, wenn wirtschaftlich vertretbar, ebenfalls durch einen Neubau ersetzt werden. Das Wettbewerbsgebiet liegt innerhalb des Inventars der schützenswerten Ortschaften (ISOS) und der Schutzverordnung der Gemeinde Wartau. Den Wettbewerb konnte das Architekturbüro Felgendreher Olfs Köchling aus Berlin für sich entscheiden.

Infografik: Das Biest, Basel

 

Anonyme Wettbewerbe ermöglichen objektive Entscheidungen

Interview mit Beat Tinner, 1997 bis 2020 Gemeindepräsident Politische Gemeinde Wartau, seit 2020 Regierungsrat / Vorsteher Volkswirtschaftsdepartement Kanton St.Gallen

Warum hat sich die Gemeinde für einen offenen Architekturwettbewerb entschieden?

Wir wollten ein transparentes und gerechtes Verfahren durchführen, bei dem viele Architekturbüros berücksichtigt werden können. Dem offenen Wettbewerb ist eine umfassende Schulraumplanung vorausgegangen. Zudem haben sich die Behörden zusammen mit Fachleuten intensiv mit dem Ort und den zwingend zu erfüllenden Rahmenbedingungen auseinandergesetzt. Das Dorfbild von nationaler Bedeutung sowie der Erhalt des markanten und geschütztes Baumes südlich der bestehenden Schulanlage mussten durch die Wettbewerbsteilnehmenden eingehalten werden. Offen war die Behörde gegenüber Vorschlägen der Wettbewerbsteilnehmenden, die bestehende Substanz der Schulräume zu integrieren.

Wie verlief der Juryprozess aus Ihrer Perspektive?

Ursprünglich hatten wir nicht mit einem so grossen Interesse an diesem Wettbewerb gerechnet. Man ging von rund 20 Teilnehmenden aus; es waren letztendlich fast 70 Eingaben. Die Fach- und Sachrichter setzten sich intensiv mit den Projekten auseinander und versetzten sich auch in die Perspektive der Nutzenden, um deren Bedürfnissen gerecht zu werden.

Wie ging es weiter nach dem Juryentscheid?

An einer Informationsveranstaltung für die Bürgerschaft stellten wir das Ergebnis des Wettbewerbsverfahrens sowie das Architektenteam vor. Es war uns ein Anliegen, dass das Siegerteam auch das Vertrauen der Bevölkerung gewinnen konnte. Denn an einer Versammlung der Schulbürgergemeinde musste der Baukredit genehmigt werden. Die Gewinner taten sich mit einem Architekturbüro zusammen, das die Bauleitung vor Ort übernahm. Der Wille, einheimisches Holz zu verbauen, erhöhte die Akzeptanz bei der Bevölkerung weiter. Als derzeitiger Regierungsrat, und unter anderem zuständig für den Forst, konnte ich das kantonale Waldgesetz dahingehend anpassen, dass bei öffentlichen Bauten künftig die Verwendung von einheimischem Holz geprüft werden muss.

Würden Sie in einer ähnlichen Situation wieder einen Architekturwettbewerb ausschreiben? – Und wenn ja warum?

In einem sehr sensiblen Baubereich ist ein Wettbewerbsverfahren für die Sicherung der räumlichen Qualität sehr hilfreich. Es motiviert die Architekturbüros, effiziente und innovative Projekt einzureichen. Bei anonymen Wettbewerben können Behörden objektivere Entscheidungen treffen, da die Qualität der Projekteingabe im Vordergrund steht. Aus diesen Gründen würde ich mich erneut für dieses Verfahren einsetzen.