Der Architekturwettbewerb bildet das Fundament der Schweizer Baukultur. Zahlreiche Architekturbüros gründen ihre Existenz und ihr Gedeihen auf Wettbewerben. Der Schweizer Architekturwettbewerb ist aber auch ein Exportprodukt: So orientieren sich die Richtlinien für Wettbewerbe mit einem Prädikat der Union Internationale des Architectes UIA massgeblich an den Regelungen des SIA. Und seit Kurzem denken Baukulturkreise rund um BSA, BSLA, SIA und Schweizer Heimatschutz konkret darüber nach, wie der Architekturwettbewerb von der UNESCO als immaterielles Weltkulturerbe anerkannt werden könnte.
Als «Instrument der Baukultur» bietet der Architekturwettbewerb eine Form des Dialogs zwischen den Akteurinnen und Akteuren an – ein Raum der Ver-mittlung und eine Basis für einen Konsens. Im Prozess der Jurierung kristallisiert sich diese kollektive Meinungsbildung. Voraussetzung für einen offenen und transparenten Dialog ist gegenseitiger Respekt. Vertrauen muss aufgebaut und etabliert werden, und zwar über den gesamten Wettbewerbsprozess, so etwa in der Ausarbeitung des Programms, im entscheidenden Moment der Zusammensetzung der Jury und während den anspruchsvollen Jurytagen.
Wir leben in einer Zeit, die von Krisen und grossen gesellschaftlichen Verän-derungen geprägt ist. Ob sich deshalb auch der Wettbewerb verändern und den neuen Herausforderungen anpassen muss, ist eine Frage, die uns zurzeit beschäftigt und der wir an der letztjährigen BSA-Tagung nachgegangen sind. Welches sind die Grundwerte und Prinzipien, die auch in stürmischen Zeiten verteidigt werden müssen, und welche Elemente des Wettbewerbswesens können in Frage gestellt und neu gedacht werden?
Trotz guter Verankerung in der Schweizer Baukultur ist der Fortbestand des Wettbewerbs keineswegs gesichert. Alle Beteiligten – Architektinnen und Architekten genauso wie die ganze Bauwirtschaft und die öffentlichen und privaten Bauherren – müssen dem Wettbewerb Sorge tragen. Dem Bund Schweizer Architektinnen und Architekten war der Wettbewerb seit seiner Gründung 1908 ein grosses Anliegen. Seine Mitglieder engagieren sich seit je in den Kommissionen des SIA, in der Vorbereitung und Begleitung von Verfahren, als Fachjurorinnen und -juroren und als Teilnehmende.
Unser Engagement für den Wettbewerb dauert an und ist mehr denn je erforderlich, damit er gedeihen und fortbestehen kann.